Mordreds Tales
© 2010 – 2024 Marcel Wolters







 

Die Hexe

Eine Hexe nah der Stadt einst lebte,
roten Haars und wunderschön,
doch ein jeder Mann erbebte,
ward dies Weib von ihm geseh'n.

„Des Teufels Weib ist diese Frau”,
so sprach ein jeder in der Stadt.
„Schaut ihr Aug' so wasserblau,
grün das and're wie ein Blatt!

Ihr Haar im Wind wie Feuer loht,
die Verführung wohnt in ihr!
Bleibt ihr fern! Gefahr euch droht!
Verschlingen wird sie euch mit Gier!”

Man wollt' die Hexe brennen seh'n,
und doch: Es mied sie jedermann.
Niemand wagt', zu ihr zu geh'n,
Furcht hielt alle Leut' im Bann.

Wann Ungemach die Stadt befiel,
ob Krankheit, Feuersbrunst und Tod,
die Hex‘ war stets der Klage Ziel,
bekam die Schuld an jeder Not.

Im Winter dann ein Fieber kam,
fiel über alle Menschen her,
ob jung, ob alt, ob reich, ob arm,
die Kunst des Doktors half nichts mehr.

Die Bäckersfrau zur Hexe lief
und bat um Hilfe für ihr Kind,
dass die Geister, die sie rief,
die Hex' von ihrer Tochter nimmt.

Das Zauberweib erbarmte sich
und ging zur Stadt schnell wie der Wind,
sprach: „Ich brau' Euch ein Gemisch,
drum macht mir Wasser heiß geschwind!”

Bald zischt' das Wasser auf dem Herde,
in den Kessel kam nun Kraut um Kraut.
Frau Bäcker hofft', dass Gift nicht werde
was das Hexenweib gebraut.

„Den Trunk nehmt und gebt ihn den Kindern”,
die Hex' sprach, als ihr Werk getan.
„Er wird ihnen das Fieber lindern
schon wenn am Morgen kräht der Hahn.”

Sprach's und setzt sich auf den Besen,
lief lachend fort ins Abendrot.
Die Kinder waren bald genesen,
nicht eines spürt' die Hand vom Tod.

Am Abend doch kam der Gevatter
und ein Mann in schwarzem Licht.
Der Hahn grüßt' beide mit Geflatter,
die Henne ignoriert' sie schlicht.

„Gevatter, es gibt reiche Ernte,
das Fieber tat wohl seinen Zweck.
Ich hoff', die Bäckersfrau nur lernte,
im Schmutz ein Diamant oft steckt.

Wohlan, Gevatter, tu dein Werk nun
der Kreis der Stolzen wartet schon,
auf die, die ander'n unrecht Werk tun.
Sie soll'n empfangen ihren Lohn.”

Der Tod nahm seine Sens' zur Hand
und schweigend durch die Stadt er schritt.
Den, der rote Haare bös' fand,
nahm Lucifer zur Hölle mit.


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